Hertha - Bayer 04 1:1, 26.Oktober 2002, 43.100 Zuschauer

Zwei gegensätzliche Halbzeiten im Olympiastadion

Nach dem Katja ob des angeblich schlechten Wetters (ein echter Fußballfan kennt sowas natürlich nicht) gekniffen hatte, machte ich mich allein auf den Weg zum Stadion. Ich verdrückte noch einen Döner und stieg in Lichtenberg in die S75, die mich um 15:10 vor den Stadiontoren absetzte.

Diesmal war ich besser vorbereitet: ich hatte wie in Rostock noch kein Ticket, dafür aber Schals und Trikot. Interessierte aber keinen, problemlos bekam ich meine Karte für den Block der zweitbesten Mannschaft der Welt. 15:25 stand ich an meinem Platz, nie war ich pünktlicher. Ich war darauf gefasst, dass die inzwischen mehrjährige Wartezeit auf einen Auswärtssieg in meiner Gegenwart heute eher nicht beendet werden würde.

Egal, das Spiel ging los und allen Unkenrufen meiner besseren Hälfte zum Trotz stürmte es weder noch regnete es. Ich glaube, Lev hatte Anstoß und brachte es fertig nach ca. sechs Sekunden beinahe schon das 0:1 zu kassieren. Leverkusen war in der ersten Halbzeit eher nicht anwesend, auch wenn ich später im Sat1-Text lesen durfte, dass "beide Mannschaften von Beginn an erkennen ließen, dass sie den Platz als Sieger verlassen wollen".

Es war das erste Mal, dass ich die rotschwarzen Helden nach der glorreichen vergangenen Saison wieder spielen sah und ich ließ Wehmut aufkommen. Aus der Stammelf des vergangenen Jahres waren nur Butt, Lucio, Placente und Schneider sowie die Rotarier Neuville und Bastürk dabei.
Sebescen musste nach 25 Minuten raus, war er verletzt? Schlechter als die anderen war er auch nicht. Toppmöller brachte Babic, der gegen Haifa drei Tore schoss. Dann hätte er den auch gleich spielen lassen können.

Vor einigen Wochen war ich bei Herthas Uefacup-Spiel gegen Aberdeen dabei und es deuteten sich Parallelen an. Hertha über weite Strecken klar besser, hinten sicher aber vorne zu blöd. Das ist es, was der alten Dame zur Spitzenmannschaft fehlt. Eine solche schießt das Leverkusen dieser Verfassung mit mindestens drei Toren Unterschied aus dem Stadion, so wie Piräus in der Champions League.
Hertha ist selber schuld, wenn sie Leverkusen mit dem Ausgleich wieder ins Spiel bringen. Zu dem Zeitpunkt muss der Sack längst zu sein. Am Ende schießt gar Lev noch den Siegtreffer, wenns ganz dumm kommt. Chancen dazu waren da.
In der 80. Minute trifft Hertha das Tor, Schiri gibt Abseits. Wenn, dann wohl ziemlich knapp. Überhaupt fand ich, der Schiri pfiff etwas zu sehr pro Leverkusen. Fiel ein Leverkusener Spieler, kam sofort der Pfiff. Umgekehrt war das eher nicht der Fall. Mein Eindruck.

In Hälfte eins war ich mit Schneider einigermaßen zufrieden, in der zweiten gefiel mir die Abwehr um Lució und Juan ganz gut. Selbst Ojigwe erkannte ich kaum wieder, war er mir bisher doch nur durch Fehlpässe und Alibispiel ein Begriff. Bastürk war neben Schneider Ausgangspunkt vieler guter Aktionen in der zweiten Halbzeit, die Leverkusen als die nach Punkten bessere Mannschaft sah.
Hertha hatte im Spielverlauf so viele Tormöglichkeiten, da Leverkusen die Aggressivität und den Zweikampfbiss der letzen Jahre fast völlig vermissen ließ. Eine gelbe Karte für Bastürk und ganze zwei Freistöße in Strafraumnähe für Hertha sind Belege dafür. Überhaupt war das Spiel ziemlich fair. Wen wunderts, Neuendorf war ja auch nicht dabei.
Die Leverkusener Verteidiger ließen die Berliner Stürmer meistens gewähren und diese bekamen stets zumindest eine Ecke zum Lohn. Logische Konsequenz war, dass der Treffer der Herthaner durch Arne Friedrich nach einer Ecke fiel.

Die Kiste geht am Ende gewissermaßen verdient mit einem 1:1-Unentschieden aus, was mir im Tippspiel immerhin einen Punkt einbringt.

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