Hertha - Grodzisk 0:0, 24.September 2003, 23.100 Zuschauer

Hertha BSC tiefer in der Krise

Ich hatte nichts besseres zu tun und schnappte mir Markus um zu sehen ob Hertha wirklich so schlecht ist wie es die Tabellenplatzierung aussagt. Nun weiß ich: Hertha ist noch viel schlechter. Der Name des Gegners ist mir entfallen, er kommt aus Polen und ist erstmals im UEFA-Cup dabei. Doch Namen sind eh nur Schall und Rauch, aus unserem östlichen Nachbar- und EU-Beitrittsland reiste eine durchaus schlagkräftige Truppe an, was zumindest ich nicht erwartet hätte. Ich entschloss mich ja auch äußerst kurzfristig zum Stadionbesuch und war auf den Gegner nicht vorbereitet. Die Herthaner aber augenscheinlich auch nicht. So mutmaßte ich zum Anpfiff, den ich erstmals (und nie wieder) in der Ostkurve erlebte, dass alles andere als ein 4:0-Sieg wohl peinlich wäre. Am Ende muss man sagen, dass sogar ein 1:0-Sieg nicht nur peinlich sondern schmeichelhaft gewesen wäre. Wäre ich zu Hause geblieben, hätte ich umschalten können, den Vorwurf muss ich mir gefallen lassen. Hätte, wenn und aber, ich war nun mal dabei und musste einen schlimmen Kick mitansehen. Womöglich wäre alles erträglicher gewesen, wenn im Stadion Bier ausgeschenkt worden wäre. Wurde aber nicht. Es gab nur alkoholfreie Plürre, die zu trinken ich nicht beim größten Durst wagen würde. Wenigstens musste ich nicht auf die obligatorische Stadionwurst verzichten. Half aber alles nix.

Ich musste blöde Herthafans und -faninnen um mich herum ertragen und ein Spiel, das an Höhepunkten rar gesät war. Eben dieser wurde in der Halbzeitpause erreicht, als ein paar Velotaxi-Spackos drei Stadionrunden drehten und blöd winkten. Zurück zum Wesentlichen, dem Spiel. Der einzige Herthaner, der phasenweise Normalform erreichte, war Andreas Neuendorf, der von den Herthafans liebevoll Zecke gerufen wird. Einzig er nahm das Spiel ernst und die Zweikämpfe an. Spieler wie Bobic, Kovac und Kiraly waren unterirdisch, wenn ichs nicht besser wüsste, hätte ich sie für Kreisklassespieler gehalten. Aber schließlich stehen ja die Namen auf dem Rücken. Bemerkenswert der Sarkasmus der Fans, die die Amateure aufs Feld schicken wollten und bei Stockfehlern ihrer Mannschaft applaudierten. Der Schiri hatte kein Einsehen mit den leidgeprüften Zuschauern und ließ fünf Minuten nachspielen. Bei der Knallerpartie (die ich auf Premiere genießen durfte) meiner Leverkusener beim FC Bayern, als in der zweiten Hälfte drei Tore fielen und ein Spieler mit Rot vom Platz musste, wurde eine Minute nachgespielt. So viel dazu.

In der Nachspielzeit versuchte die Hertha sich doch noch mit den Fans zu versöhnen und kam zu einigen Eckbällen, die allerdings keine Früchte trugen. Wenn die Polen schließlich noch einen Konter-Hochkaräter (drei Stürmer gegen einen Abwehrspieler + Kiraly) verwandelt hätte, ja, das wäre dann doch des 'Guten' zu viel gewesen. Die Schlussphase wurde von 'Stevens raus'- und 'Wir haben die Schnauze voll'-Rufen bestimmt. Ich glaube auch, dass der Holländer fehl am Platz ist. Die sogenannte Mannschaft ist keine und besitzt keinen Charakter. Da ist auch der Trainer gefordert. Doch noch viel mehr ist die Mannschaft gefordert. Hertha ist einfach keine Einheit, nichts neues also im Westen. Wie lange das wohl die Fans noch mitmachen? Die Spieler stellten sich auf Geheiß ihres Managers Hoeness in die Kurve, doch auch dies konnte die Fans nicht ruhig stellen.

Das Schlimmste, was man nach dem Spiel mitnehmen muss, ist die Tatsache, dass Hertha mit einem 1:1 im Rückspiel schon weiterkommt.

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