Hertha - Leverkusen 1:4, 18.Oktober 2003, 36.600 Zuschauer

Hertha ohne Gegenwehr ans Tabellenende, Bayer mühelos an die Spitze
 

Nach nur wenigen Wochen fand ich mich erneut im weiten Rund des Berliner Olympiastadions ein. Diesmal waren die rotschwarzen Götter aus Leverkusen angereist um den Hauptstadtklub in seine fußballerischen Schranken zu verweisen.

Herthafans, die ich vor dem Spiel in der S-Bahn traf, forderten allen Ernstes einen Auswärtssieg, damit endlich Trainer Stevens entlassen würde. Viele wollten sich einem Fanboykott anschließen und erst zehn Minuten nach Anpfiff in den Block gehen.

Ich hatte wie immer ein bisschen Bier in Plastikflaschen abgefüllt um im Stadion nicht auf dem Trockenen zu sitzen. Pascal, einer der tapfersten Eintrachtfans, begleitete mich um an der Anzeigetafel die Zwischenstände aus München mitzuverfolgen. Die Sechziger sollten durch einen Elfmeter in der letzten Minute gewinnen.

Hertha hatte bis dato mehr Spiele als Punkte und wartete noch auf den ersten Saisonsieg. Von einem Fanboykott war nichts zu sehen. Die Rheinländer übernahmen vom Anstoß weg das Spiel und gingen schnell durch Franca in Führung. Der Brasilianer scheint endlich in Deutschland angekommen zu sein, nachdem er im Vorjahr nicht ansatzweise rechtfertigen konnte, dass er der bis dahin teuerste Spieler der Vereinsgeschichte war. Franca zog nach einem Zuspiel von Robson Ponte aus 16 Metern ab, der Schuss landete platziert in der Ecke und ließ Kiraly keine Chance. Ponte konnte sich bei seinem früheren Engagement in Leverkusen nicht wirklich durchsetzen, nach seinem Abstecher in Wolfsburg gehört er nach seiner Rückkehr nun aber zu einem wichtigen Spielgestalter.

Leider versäumten es die Leverkusener schon in der ersten Halbzeit höher in Führung zu gehen, was die Berliner dazu veranlasste mal eben kurz nach Wiederanpfiff durch Bobic auszugleichen. Der Schwabe traf typischerweise mit einer Volleyabnahme, die Flanke kam von Lapaczinski.

Hertha spielte sehr hart, holzte teilweise richtig rein, bevorzugt gegen Weltmeister Lucio. Nach einer Serie von Fouls innerhalb weniger Sekunden musste Lapaczinski vom Platz, der Ponte an der Berliner Trainerbank brutal umgesenst hat. Bei den entstehenden Tumulten griff Stevens ins Gesicht von Bayers Legende Ulf Kirsten und durfte nach entsprechender Erlaubnis durch Dr. Merk den Rest des Spiels von der Tribüne verfolgen.

Leverkusen konnte die Überzahl schnell in etwas Zählbares ummünzen und ging durch Dimitar Berbatov erneut in Führung. Der Bulgare durfte von Beginn an ran, da Oliver Neuville verletzt fehlte. Völlig unnötigerweise ließ sich Diego Placente zu einem dummen Foul gegen Bart Goor an der Seitenlinie hinreißen und musste vom Platz. Von der Anzahl der Spieler war die Partie nun egalisiert, doch Leverkusen behielt das Heft in der Hand.

Die Hauptstädter erhofften sich viel vom Comeback Marcelinhos, der einer der Bemühtesten war, aber noch nicht der Alte. Bernd Schneider war es schließlich, der das Spiel mit dem 3:1 entschied. Kurz vor Schluss markierte Marko Babic noch das 4:1.

Wer nun dachte, die Tage von Huub Stevens in Berlin seien gezählt, irrte gewaltig. Den Berliner Fans bleibt auch keine Demütigung erspart. Hertha ziert nun das Tabellenende der Bundesliga, während der Bayer die Tabellenführung wieder übernehmen konnte.

Bier und Stadionwurst schmeckten jedenfalls und nach sieben Jahren endlich wieder ein Live-Auswärtssieg für mich! Keine zwei Wochen später gab es noch einen, wieder in Berlin. Mehr..

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