Hertha - Frankfurt 1:2, 22.Februar 2004, 39.500 Zuschauer

Eintracht baut gute Rückrundenbilanz aus.
 

Es war ein kalter Sonntag im Februar, als sich die alte Dame Hertha nach zuletzt zwei gewonnenen Partien anschickte in der Tabelle weiter Boden gut zu machen. Doch auch der aus Frankfurt angereiste Konkurrent im Abstiegskampf war gut in die Rückrunde gestartet.

Pascal, seine neue Flamme Cecilia und ich reisten wie gewohnt mit der S-Bahn zum Stadion. Da wir relativ früh fuhren, blieb uns der Anblick all zu vieler Herthafans vorerst erspart. Nichtsdestotrotz waren wir anderthalb Stunden vor Spielbeginn an einer Stadiongaststätte mit "Dacult" aus dem tor.de.tf-Forum verabredet, seines Zeichens ein auf äußerst erfreuliche Weise aus der Masse der blauweißen Fanzunft heraus ragender Zeitgenosse ;-) Wir unterhielten uns angeregt über den aktuellen Zustand unserer Vereine Hertha, Frankfurt und Lev, über Antisportler wie Deisler, über die bevorstehende gemeinsame Fahrt zum Spiel Hertha-Lev im März, natürlich auch über den von uns erwarteten Ausgang des heute angesetzten Spiels und über vieles mehr.

Die Tipps:
Gastgeber Dacult setzt auf einen 1:0-Erfolg der Hertha
Pascalito hält mit einem 2:0 für seine Frankfurter dagegen
Kefferenmass vertraut auf seine Geburtsstadt und tippt einen 2:1-Heimsieg.

Wir wünschten einander ein gutes Spiel, ein optimistischer Dacult knipste noch ein Foto und dann machte sich jeder auf den Weg zu seinem Block.


v.l.n.r.: Kev, Ceci, Pascool

Dann kanns ja los gehen! Wir wurden auf dem Weg zum Gästeblock zweimal von den karibisch agierenden Ordnern kontrolliert und aßen dann die obligatorische Stadionwurst.

Als wir dann unsere Plätze in der Frankfurter Kurve eingenommen hatten und die Spieler der beiden Mannschaften einliefen, konnte man ein Blick auf die Choreo der Berliner werfen, die mit dem Spruchband "2½ Jahre sind genug - willkommen zuhause" aufwarteten. Wie sich später herausstellte, war das eine bundesweit geplante Fanaktion, denn auch in anderen Stadien wurde an diesem Spieltag auf ähnliche Weise gegen willkürlich ausgesprochene Stadionverbote protestiert.

Als das Spiel endlich losging, wurde schnell klar, dass hier für die Gäste einiges möglich war. Trotz zweier Siege im Rücken wirkten die Hauptstädter verunsichert wie eh und jeh, obwohl Leute auf dem Rasen standen, die nach wie vor Nationalspieler sind. Die Frankfurter machten einen aggressiveren und planvolleren Eindruck und rissen früh die Kontrolle an sich. Dazu waren keine Respekt verschaffenden Fouls, sondern nur geschicktes und nach vorne gerichtetes Passspiel nötig. War dagegen die Hertha am Ball, wurde dieser nur quer oder gar nach hinten geschoben, wie in den schlimmsten Spielen unserer Nationalmannschaft. Die Rückpassquote war phänomenal hoch, Keeper Christian Fiedler hatte neben Billy Reina die meisten Berührungen mit dem Spielgerät.

Reina, der Wochen zuvor von der sanierungsbedürftigen BVB AG an die Spree gewechselt war, wurde in der Tat zum engagiertesten Spielgestalter auf Berliner Seite. Marcelinho dagegen hielt es nicht für nötig, etwas für die Offensive zu tun. Auf der Gegenseite ließ sich Stürmer Ioannis Amanitidis oft ins Mittelfeld zurückfallen und holte dort die Bälle um sie nach vorn zu treiben.

Fredi Bobic konnte die Frankfurter Abwehr um Ingo Hertzsch in der ersten Halbzeit nicht mal ansatzweise in Bedrängnis bringen und blieb auch im weiteren Spielverlauf total blass. In der 18. Spielminute gelang dagegen Frankfurts Stürmer Doo-Ri Cha der große Durchbruch, in dem er sich erstmals in die Torschützenliste eintragen konnte. Leider erschien sein Name nicht auf der elektronischen Anzeigetafel, da diese wohl auf Windows lief, nämlich gar nicht. Der bisher so glücklose Cha traf nach einem Skela-Freistoß per Kopf und ließ Fiedler keine Abwehrchance.

Nach dem 0:1 lief die Partie einseitig weiter, Hertha zeigte kein Aufbäumen und Frankfurt hatte keine Mühe das Spiel weiter zu kontrollieren. In der Halbzeitpause war die Welt völlig in Ordnung im Eintracht-Block, zumal auch Dortmunds Führung gegen Köln die Runde machte. Dennoch waren die Frankfurter Fans nicht so stimmgewaltig wie zwei Wochen zuvor in Leverkusen. Das mag daran gelegen haben, dass in Leverkusen keine Fahnen erlaubt waren und das Berliner Olympiastadion in der Umbauphase keine besonders gute Akustik hergibt.

Der bisherige Spielverlauf deutete bereits jetzt auf Parallelen zum Leverkusenspiel hin, das die Eintracht nach 1:0-Halbzeitführung 2:1 gewann.

Nach dem Wechsel zeigte die Hertha etwas mehr Einsatz und kam so zu den ersten Torchancen. Bobic köpfte nach 56 Minuten per Hechtsprung aufs Tor, doch Nikolov war zur Stelle und als in der 63. Minute der eingewechselte Kovac von rechts auf den langen Pfosten flankte, konnte Rafael sich gegen Günther durchsetzen und in die Maschen einköpfen. Das Stadion bebte. Der Freudentaumel der Herthafans währte jedoch gerade mal zwei Minuten und ich wollte den geknickten Pascalito darauf aufmerksam machen, dass Amanitidis wahrscheinlich noch treffen würde, als der kurz zuvor gekommene Stefan Lexa einen Angriff über rechts forcierte und den Einkauf aus Stuttgart mustergültig bediente. Die Dublette des Siegtreffers in Leverkusen war perfekt und der Anhang der Herthaner endgültig bedient.

Hertha BSC brauchte 20 Minuten um den erneuten Rückstand wegzustecken und startete die Schlussoffensive. Auf Frankfurter Seite kam Herr Möller noch einmal zu einem Kurzeinsatz, während Bobic die größte Chance der Berliner nicht nutzen konnte. In der 93. Minute köpfte er erneut aus kürzester Distanz den Frankfurter Torhüter an. Der Schiri ließ gefühlte fünf Minuten nachspielen, doch schließlich stieß er den ersehnten Schlusspfiff in seine Pfeife, die Pfeife!

Die Gästefans wurden gebeten, noch ein Weilchen im Block auszuharren und wir taten wie geheißen.

zur Übersicht