Sag Ja zu Frauenfußball. Trikottausch bleibt leider aus. |
Das Bundesligawochenende war für uns schon am Samstagabend gelaufen, nachdem sowohl Lev als auch die SGE ihre Spiele verloren. Angewidert von den Herren Millionären verschlug es mich mit Pascal und Ceci nach Babelsberg, wo die Tabellenführerin der Frauenfußball-Bundesliga Turbine Potsdam (10 Spiele, 30 Punkte) auf die Meisterin Frankfurt (9 Spiele, 25 Punkte) traf. Der Sonntag begann beschissen, als ich Jörg Wontorra auf dem Moderatorenstuhl des DSF-Doppelpass ausmachen musste. Aber wer diesen Wicht im Fernsehen erträgt, der kann sich auch mal 90 Minuten in ein unbeheiztes Stadion stellen. Ich zog meinen dicksten Pulli und ein Extrapaar Socken an und es ging los. Wir waren kurz vor Spielbeginn am Karl-Liebknecht-Stadion, das sich die Fußballerinnen mit den Oberliga-Herren vom SVB 03 teilen. Da der Zuschauerzuspruch ungewöhnlich hoch war, kamen wir erst fünf Minuten nach dem Anpfiff zu unseren Stehplätzen in der Ostkurve. Erfreulicherweise waren für den Eintritt nur zwei Euro zu löhnen. Auf der gegenüberliegenden Kurve konnten wir sogar einige Mitgereiste aus Frankfurt erspähen.
Das erste Tor des Spiels fiel bereits nach zehn Minuten, als ich gerade am Bierstand stand. Weichelt nutzte den ersten gefährlichen Angriff der Frankfurter zum 0:1. Die Potsdamer waren zwar sehr bemüht und hatten zunächst auch mehr Spielanteile, blieben aber vorm Tor glücklos. Lustigerweise wurde die 1,50m große Pohlers mit vielen hohen Flanken bedient. Sie konnte aber auch mit flachen Zuspielen nichts anfangen und wurde zu recht in der Halbzeit ausgewechselt.
Die körperlich robusteren Spielerinnen aus Ffm um Birgit Prinz und Pia Wunderlich bekamen das Spiel immer besser in Griff, Zählbares sprang jedoch vor der Pause nicht mehr heraus. Nach dem Wechsel rollte Angriff um Angriff aufs Potsdamer Tor, das nun direkt vor unserer Kurve stand. So konnte man einen genaueren Blick auf die Weltmeisterinnen werfen, von denen einige richtig schnieke aussahen. Vor allem auf die solariengebräunte Renate Lingor hatte ich heute ein Auge geworfen.
Prinz, die wenige Minuten zuvor in fast identischer Situation noch an Torfrau Ullrich gescheitert war, ließ sich nicht ein weiteres Mal bitten und traf in der 65. Minute zum 0:2. Auf dem Weg zum 0:3 war die Weltfußballerin 120 Sekunden später nur durch ein Foul der Potsdamerin Torhüterin zu stoppen. Nachdem die zuvor schon glücklos agierende Lingor den fälligen Elfmeter in Ullrichs Arme schoss, wachten die Filmstädterinnen auf. Angeheizt durch das ebenfalls Morgenluft witternde Publikum erspielten sie sich einige Chancen auf den Anschlusstreffer, ließen aber wieder an Effektivität zu wünschen übrig.
Als Prinz in der 75. Minute einen Entlastungsangriff mit dem 0:3 abschloss, war der Drops allerdings gelutscht. Von nun an wurde das Spiel richtig mies, die einen konnten nicht mehr, die anderen wollten nicht mehr und die Fehlpassquote wuchs von Ballkontakt zu Ballkontakt. Im ersten Punktspiel des Jahres nahmen die Frankfurterinnen verdient drei Punkte mit und haben nun gute Chancen auf den Herbstmeistertitel, der in dieser Liga erst im März vergeben wird.
In einem sehr fairen Spiel wurden überdurchschnittlich viele gelbe Karten verteilt, nämlich drei, allesamt an die Gäste. Schönste Spielerinnen des Spiels waren Lingor für Frankfurt und die eingewechselte Jana Augustyniak für Potsdam. Beide Frauschaften treffen wie schon im Vorjahr am letzten Spieltag erneut aufeinander. In der letzten Saison kam Turbine im eigenen Stadion nicht über ein 0:0 hinaus und verpasste damit die erste Meisterschaft um ein Tor. Außerdem stehen beide Teams im Halbfinale des diesjährigen DBF-Pokals, ein weiteres Wiedersehen wäre also im Berliner Olympiastadion möglich.