MSV Neuruppin - SV Babelsberg 03 2:1 n.V., 25. Mai 2005, 2.450 Zuschauer

Landespokalfinale 2005 in Neuruppin

Ich hab am Abend des 25. Mai 2005 Fußballgeschichte geschrieben.

Mit Pascalito (der wie ich in Neuruppin aufgewachsen ist) bin ich eigens in die alte Heimat gefahren, wo das Brandenburger Landespokalfinale ausgetragen wurde. Der heimische MSV traf vor 2.500 Zuschauern auf den SV Babelsberg 03. Die Saison beendeten beide Teams in der Oberliga Nordost Staffel Nord auf dem 2. bzw 3. Tabellenplatz hinter den Amateuren von Hansa Rostock. Es standen sich also die beiden besten Amateurteams des Landes gegenüber. Ich hab in früheren Jahren schon 2 Pokalhalbfinalspiele miterlebt, die gegen die Potsdamer knapp verloren gingen. Nun im 3. Anlauf sollte es gelingen, nie war man der 1. Hauptrunde des DFB-Pokals näher.

Wir nahmen Platz auf der Gegentribüne, 2. Reihe von vorn.
Leider gingen die Gäste schon nach 8 Minuten mit der ersten Torchance in Führung, die Abwehr steckte noch im Tiefschlaf und vermochte es nicht eine eigentlich ungefährliche Situation zu klären. War ja klar, dass es wieder nichts wird, dachten wir.

Nun wird es etwas kitschig, aber was jetzt folgt, hat sich wirklich so zugetragen: Der Spielball gelangte nach einem Pressschlag in meine Hände. Dieses seltene Vergnügen hatte ich zuletzt vor einigen Jahren, als ich zufällig einen Kick bei einem Dorffest irgendwo in Südbrandenburg verfolgte.

Jedenfalls nahm ich den Ball an mich und flüsterte ihm beschwörend zu: "Zwei zu eins... Für uns..." Ich gab dem Ball einen Kuss und warf ihn schließlich dem Balljungen zu. Der umstehenden Menge erklärte ich, dass mein Vater Papst sei und nun nichts mehr schief gehen könne. Insgeheim hatte ich gehofft, dass schon innerhalb 5 Minuten, aber spätestens noch in der 1. Halbzeit der Ausgleich fallen möge. Trotz einiger guter Chancen gelang dies nicht.

Die 2. Halbzeit war eine großartige solche. Chancen im Minutentakt - auf beiden Seiten. Ein offener Schlagabtausch - sozusagen. Babelsberg schoss fast zwei Wembleytore - ohne Zeitlupe wirklich schwer zu entscheiden, ob diese Lattenknaller drin waren, aber eher nicht. Im anderen Strafraum ein Beinhaheeigentor von René Tretschok, der seine Fußballkarriere in Potsdam ausklingen lässt. Der Torwart reagierte mit einem Reflex und konnte den Schuss aus gut 2 Metern klären. Unser Torwart dagegen hatte immer wieder Probleme mit hohen Bällen und man merkte ihm die Unsicherheit an. Die restliche Mannschaft ließ sich nicht davon anstecken und rannte weiter an - leider viel zu oft mit hohen Bällen, die eine leichte Beute für die Hintermannschaft der 03er waren. Der überfällige Ausgleich fiel dagegen nach einer flachen Hereingabe in der 60. Minute. Scheiß hohe Bälle! Ihr könnt doch anders. Neuruppin drückte weiter und war mehrmals dem 2:1 nahe, doch auch die Gäste kamen immer wieder gefährlich vors Tor, besonders als die Neuruppiner langsam anfingen sich auf die Verlängerung einzustellen.

Der Rest ist schnell erzählt. Ja, es gab die Verlängerung und jede Menge weiterer Chancen hüben wie drüben, doch das einzige Tor fiel für den MSV in der 113. Minute - wieder nach flachem Zuspiel. Wir sind Landespokalsieger und bekommen nun die Bayern im DFB-Pokal zugelost! Erfolgstrainer ist übrigens Christian Schreier, der 1988 mit Leverkusen den UEFA-Cup geholt hat.

Am Sonntag fahren wir wieder nach Neuruppin zum Hinspiel der Aufstiegsrelegation gegen Carl Zeiss Jena. Die Jungs können völlig befreit aufspielen und in ihrer Außenseiterrolle sicher einiges bewegen. Denn die Himmelblauen wähnen sich schon längst in Liga 3...

Man muss dazu wissen, dass Pascalito früher für den MSV gespielt hat und ich mit meinen Vereinen immerhin einige Male gegen ihn. Die nun im DFB-Pokal und vielleicht sogar in der Regionalliga zu sehen, ist echt unglaublich. Da ist die Kinnlade nur schwer an ihrem gewohnten Ort zu halten.

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