7 [Jubiläumskapitel] Eins im Blick, Zwölf im Sinn
Dienstag, 14. Januar.
Wohin
mit all dem Frohsinn? Eine Party müsste steigen und das möglichst zeitnah.
'Ich finde, wir
sollten uns bei Ralf einladen' sprach Tim und deutete auf den Schatten neben
sich.
'Ich heiße Klaus, aber das ist okay' konterte Klaus. 'Wann passt es euch
denn?'
'Freitag würd ich sagen' antwortete Oliver, der Dritte im Bunde.
'Würde mir auch passen. Klaus?' Diesmal fiel Tim der richtige Name ein.
'Klaro, kein Problem. Moment, meine Alten..' zögerte Klaus.
'Schenk denen eine Nacht in irgendeiner billigen Absteige' schlug Oliver
vor.
'Das meine ich nicht. Ich würde ihnen ne Urlaubsreise nach Namibia
schenken, aber darum gehts nicht. Ich glaube nicht, dass sie mich momentan auf
ne Party gehen lassen würden.'
'Was soll das heißen?' Tim wurde ganz bleich. 'Außerdem gehst du ja nicht
auf eine Party, sondern du gibst eine!' Tim ging es nach diesem Einfall wieder
besser.
'Meine Alten sind mir immer noch sauer, weil ich zu Silvester die Tina in
die Waschmaschine gesteckt habe.' erklärte der Geplagte.
'Seit wann hast du ne Schwester?' wunderte sich Oliver.
'Das ist Mamas Katze.'
'Au Backe' waren sich Oliver und Tim einig.
Mittwoch, 15. Januar.
'Gut. Und wer besorgt
die Mädels?' fragte Tim, der offensichtlich so etwas wie der Anführer der drei
Jungs war.
'Wir sollten uns alle um Mädels bemühen. So bündeln wir unsere Kräfte!'
meinte Oliver, der offensichtlich so etwas wie der Denker der drei Jungs war.
'Ich weiß schon, wie wir an mehr als genug Mädels kommen' lächelte Klaus,
der offensichtlich so etwas wie gut betuchte Eltern hatte.
'Wie hast du eigentlich deine Alten breit gekriegt?' wollte Oliver von
ihm wissen.
'Welche Version wollt ihr hören? Die für die Bullen oder die...'
'Mach kein Scheiß, was ist passiert?' Tim war nervös. Er wurde eigentlich
schon nervös, wenn ihm ein Schnürsenkel aufging oder er morgens die Vögel
zwitschern hörte, doch diesmal war es ernster.
Donnerstag, 16. Januar.
'Prost Klaus! Geile
Party!' Tim war begeistert. Er ließ sich eigentlich schon von Lidl-Tüten
begeistern, weil die so schön bunt sind, aber diesmal war seine Begeisterung
gespielt. Er war nervös.
'Warte doch mal ab, bis Oliver kommt. Und die Miezen.' bremste Klaus Tims
Euphorie. 'Es ist zehn vor elf. Was haben wir auf die Einladungen geschrieben?'
'Elf Uhr'
'Na siehste. Zum Wohl.' Klaus setzte zu einem tiefen Schluck aus seinem
Scotch an. Es klingelte.
'Mach du mal bitte auf. Ich erschreck die Mädels nur mit meiner Fahne.'
'Oliver, da bist du ja. Komm rein!' begrüßte Tim den nächsten Gast. 'Du,
der Ralf ist mir irgendwie nicht geheuer. Irgendwas ist doch mit dem.' ging Tim
in einen Flüsterton über.
'Er heißt Klaus. Aber ich kann mir denken was du meinst. Keiner weiß, wo
seine Eltern sind..' täuschte Oliver Verständnis vor. Das konnte er gut, denn
sein Vater machte in Politik.
Nach einer guten
halben Stunde klingelte es erneut. Das mussten die von Klaus so hoch gepriesenen
Miezen sein! Bisher hatten sich die drei mit krampfhaften Alibigesprächen übers
Wetter und die Welt vorzumachen versucht, dass die Fete besser würde, wenn erst
die Miezen dazu kämen. Je späder der Obend, desdo schöner de Gäsde, sagt man
sich in einigen Landstrichen Sachsens. Nun würde es soweit sein. Neugierig waren
Tim und Oliver ja schon. Würden sie noch neidvoller erblassen, wenn Klaus einmal
mehr die Macht des Kapitals demonstrierte? Klaus torkelte zur Tür, hielt sich
jedoch aufrecht.
'Nur herein, ihr Botschafterinnen des Imperialismus und der Liebe!' lud
der Gastgeber die drei Mädchen ein, die Schwelle zum ungezügelten Drogenkonsum
zu übertreten.
'Das sind meine besten Freunde Tim und Oliver. Jetzt stellt euch bitte
vor und zieht euch dabei aus!' befahl Klaus, Geldscheine wedelnd.
'Wir sind die drei Nymphen der Lust. Wir sind weit gekommen um euch in
die Geheimnisse der Liebe einzuweihen.' stöhnten die drei Fleische im Chor.
Wieder klingelte es. Es war
inzwischen kurz vor zwölf.
'Machen Sie die Tür
auf. Hier ist die Polizei.' hallte es durch die Haustür.
'Los, zieht euch was an.' zischte Klaus den Nymphen zu und bewarf sie mit
einer Steppdecke.
'Okay. Tim, Oliver, seht ihr den Mahagonischrank dort? Stellt ihn vor die
Kellertür, schnell.'
Tim und Oliver schauten zögernd erst sich selbst, dann den massiven
dunklen Schrank und schließlich Klaus
an.
'Vor die Kellertür, Klaus?'
Als Klaus die .45er auf sie richtete, hatten sie keine Fragen mehr und
zogen den Schrank vor die Kellertür am anderen Ende des Flures.
Die Turmuhr der Moschee am
anderen Ende der Stadt schlug zwölf.
'Wir werden die Tür
aufbrechen, wenn Sie nicht mit erhobenen Händen aufmachen!'
Klaus öffnete.
'Überraschung! Schund wird
ein Jahr alt, alles Gute!'
***
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