8 Römisch Zwo, Absatz fünf
Die Turmuhr der
Moschee am anderen Ende der Stadt schlug zwölf.
'Wir werden die Tür
aufbrechen, wenn Sie nicht mit erhobenen Händen aufmachen!'
Klaus öffnete.
'Sind Sie Herr Petekoven?'
'Das bin ich, Herr Wachtmeister. Was kann ich für Sie tun?'
'Wir haben hier eine Beschwerde eines Anwohners wegen Ruhestörung', sagte
der eine der beiden Grünuniformierten. Er übergab das Wort seinem Kollegen, der
auch in dunklem Grün gekleidet war.
'Die Nachbarn haben polternde Geräusche aus Ihrem Keller vernommen.
Dürften wir uns mal Ihren Keller ansehen?'
'Ich nehme an, Sie haben einen Durchsuchungsbefehl.'
'Nun, äh, Moment.' (zum Kollegen:) 'Harry?'
'Wir haben eine Zwo-Sieben-Elf in der Augsburger Straße, Stefan, alle
Einheiten sofort hin. Wir kümmern uns später um Petekoven.'
'Augsburger Straße? Gibts die nicht dreimal?' Klaus wollte nur höflich
sein.
Polizisten ab.
Das Schellen der Turmuhr ließ vier,
fünf Gestalten, die auf dem Asphalt einer belebteren Querstraße in einem anderen
Stadtteil einer Partie Doppelkopf frönten, für einige Momente innehalten.
'Was war das? Das war doch nicht die Turmuhr?' fragte Manfred in die
Runde.
'Aber klar doch. Wieso, musste nach Hause? (lacht)' antwortete Roland mal
so eben zwischen zwei Schultheiß. So heißt eines der schlechtesten Gesöffe hier in der
Stadt. So ein Sch***eiß. Aber es ist billiger als die meisten
anderen, d.h. herkömmlichen Frostschutzmittel.
'Stell doch mal das Radio lauter, der Nachrichtentyp faselt was von
Radarkontrollen in der Eisenacher. Mann, das iss unsere Straße!' deutete
Thorsten auf das Autoradio von Achims Audi.
'... allen Autofahrern eine gute Fahrt, und jetzt die neue Madonna' tönte
es aus dem Blaupunkt.
'Meinen die überhaupt unsere Straße? Die gibts dreimal in der Stadt..'
(Wolfgang)
'You only see what your eyes want to see, düdellidu, dödeldidum,
dadadidüdüdo,..' (Radio)
'Jetzt kannst du das Radio auch wieder leise drehen' (Thorsten)
'Schon gut, brauchst mich gar nicht so anzugrunzen!' (Achim)
'Was ist jetzt eigentlich mit dem Läuten? Warum die besorgte Miene,
Manni? Du zahlst doch deine Kirchensteuern.. ' (Wolfgang)
'Ich hab meiner Alten versprochen, mit dem Spielen aufzuhören. Sie kuckt
doch dieses GZSZ-Zeugs und da ist doch der Spielsüchtige und der Alkoholiker,
die auch noch die besten Freunde sind, beide schon seit dem Anfang dabei. Achja,
mit dem Trinken soll ich auch aufhören. Ihr ahnt es schon, zwölf Uhr, letzter
Zapfenstreich. Sorry Jungs, macht ohne mich weiter.' (Manni)
'Mensch Manni. Wenn du gehst, können wir alle gehen. Wir können nur was
ausrichten, wenn wir zusammen sind!' (Wolf)
Eine Passantin stolpert. Ein Hund erbricht ein Fetzen Fladenbrot. Am
Horizont zerschellt ein Medicopter.
'Ich lass euch meinen Fernseher hier. Aber ich muss wirklich los.'
(Manni)
'Jetzt hab ich aber auch mal nen guten Einfall!' platzte es aus Achim.
'Spucks aus!' drängte Thorsten.
(...)
'Verdammt, das war symbolisch gemeint'. Thorsten zweifelte manchmal an Achims
Zurechnungsfähigkeit.
'Also, wir rufen die Polente an und erzählen, drüben in der Augsburger wär ein Wasserrohrbruch oder irgendsowas'
sprach Achim nun.
'Für sowas ist die Feuerwehr zuständig, mein lieber Freund' merkte Roland an.
'Hähä, die Feuerwehr. Und das Wasser nehmen die gleich mit, falls
es mal irgendwo was zu löschen gibt..'. Achim traute den vier Braten nicht.
'Mal davon abgesehen, dass Bullen nicht zu Rohrbrüchen kommen. Die merken
doch gleich an der fehlenden Überschwemmung, dass es keinen gibt. Wie wärs mit
einer Schlägerei?' (Roland)
'Komm doch her, du Stück Scheiße!' entgegnete Achim und zog seine Ärmel zurück,
die Hände zu Fäusten ballend.
'Achim, jetz bleib aber mal hübsch locker. Ich meine doch nicht, dass wir uns
schlagen sollen. Wir sagen den Bullen, drüben im Kanackenviertel ist eine.
Vierzig Türken gegen eine deutsche Oma. Echt schlimm, dieses Pack.' regte sich Roland
auf.
'Auch so ein Blödsinn. Kannst du deinen Rassismus nicht auf Arbeit
lassen?' (Manni)
'Jetzt hab ichs: Eine Bombendrohung. Die können gar nicht anders, als
alle Einheiten dort suchen zu lassen, bis sie schwarz werden.' meldete sich Wolf
auch mal wieder zu Wort.
'Genau. Und keiner erfährt von unseren Doppelkopfspielchen.' (Manni)
'Äh. Ja, Manni. Natürlich. Thorsten, zeigst du unserm Manni, warum wir keine
Bullen gebrauchen können?' (Roland)
'Guckst du hier.' (Thorsten)
Bei Petekovens.
'Tim, Oliver, lasst meine Alten
wieder frei. Hab genug von dem Faschingsscheiß.'
***
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